09.10.2012
ZDF WISO und das Online-Poker: Öffentlich-Rechtlicher Bildungsauftrag?

Eigentlich darf sich die Pokercommunity freuen, wenn im Fernsehen über Poker berichtet wird. Geschieht es allerdings derart falsch und mit einem offenbaren Propaganda-Auftrag wie gestern im ZDF geschehen, darf ganz sachlich der Sinn des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrages hinterfragt werden. Im sogenannten Wirtschaftsmagazin WISO gab es einen Beitrag über die Gefahren von Online-Poker. Hierbei wurde vor allem PokerStars in die Mangel genommen, samt deren Repräsentanten wie Boris Becker oder Stefan Raab. Der – für ein Propaganda-Video logische – Tenor: Online-Poker macht enorm süchtig, zudem ist das Spielen um echtes Geld strafbar – abgesehen von den großen eigenen Schulden und der logischen Konsequenz der kaputten Beziehung.
Abgesehen vom Durchspielen sämtliche Klischees ist den Machern dieses Beitrages zunächst einmal vorzuwerfen, dass der Beitrag sehr schlecht recherchiert worden ist. So wurde erklärt, dass User bei Eingabe von PokerStars.com sofort auf der Echtgeldseite landen und ein Spielen hier in Deutschland strafbar ist. Unerwähnt blieb – natürlich – dass PokerStars hierzulande unter .eu aufgerufen wird und die Lizenz in Malta erworben wurde, nicht wie erzählt wurde auf der Isle of Man. Ebenso kommt ein Such-Therapeut zu Wort, der Online-Poker ein enorm hohes Suchtpotential einräumt, im Gegensatz zu zahlreichen Studien der vergangenen Jahre.
Doch nicht nur die schlechte Recherche stellt bei diesem Beitrag den öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag – finanziert durch die Zwangsabgabe namens Fernsehgebühren – in Frage. Der Beitrag hätte besser mit „Beitrag nachgestellt“ und nicht nur teilweise mit „Szene nachgestellt“ untertitelt werden können. Denn ein angeblich Spielsüchtiger ist mit 200.000 Euro verschuldet, erhält kein Geld von der Bank, kann aber in einer Nacht mehrere Hundert Euro verzocken? Er lässt sich in Casinos sperren, spielt aber weiter online? Dass es sich hier um einen gestellten Beitrag handelt wird schließlich spätestens deutlich, als der vermeintlich Spielsüchtige davon spricht, dass er sich im „Online-Casino anmeldet“. Es stellt sich durchaus die Frage, welcher Regierungsvertreter zur Untermauerung seiner Unterstützung des Glückspielstaatsvertrages die WISO-Redaktion für diesen Beitrag anheuerte.